Mit Kritik umgehen
Stellen Sie sich vor, Ihr Chef hat Ihre ausgearbeiteten Unterlagen soeben vor versammelter Mannschaft schlecht geredet. Gerne würde man hier im Boden versinken oder laut los brüllen. Sicherlich haben Sie auch schon solch eine oder andere Situation erlebt. Sprich: Sie wurden kritisiert.
Natürlich sollte man solch eine Aussprache nicht zu ernst und persönlich nehmen. Schließlich geht es rein um den Job und nicht um Befindlichkeiten. Nichts desto trotz reagieren wir sehr emotional und ergreifen oft Verteidigungsmaßnahmen, rechtfertigen uns und verschließen sich ganz und gar der Möglichkeit, die Kritik als Chance zur Verbesserung zu sehen.
Fakt ist: Kritikfähigkeit kann man lernen. Wir erklären Ihnen in wenigen Schritten, wie Sie Kritik besser aufnehmen und draus auch noch einen Vorteil ziehen.
1) Bleiben Sie ruhig
Vor allem die erste Reaktion auf eine schlechte Kritik ist ausschlaggebend. Aus diesem Grund sollten Sie statt umgehend an die Decke zu gehen oder vor lauter Entrüstung in Schnappatmung zu verfallen, unbedingt Ruhe bewahren. Atmen Sie ein bis zweimal tief durch und warten Sie ein paar Sekunden ab, bevor Sie überhaupt reagieren. Dadurch werden schon vorab einmal Stresssymptome abgebaut und der Kopf wird automatisch klarer.
2) Fragen Sie nach
Beginnen Sie damit, zu wiederholen, was Ihr Gegenüber Ihnen gesagt hat. So können Sie gleich einmal vorab Missverständnisse aus dem Weg räumen. Gleichzeitig können Sie sich eine angemessene Reaktion überlegen.
Fragen Sie gezielt nach, warum Sie auf einmal kritisiert werden und wie Sie es in Zukunft besser machen können. So finden Sie auch nebenbei heraus, ob es sich überhaupt um eine berechtigte und konstruktive Kritik handelt. Wenn Ihr Gegenüber ins Stottern gerät oder keine eindeutigen Antworten auf Ihre Fragen liefern kann, sollte solch eine Kritik Ihnen auch nicht weiter Kopfzerbrechen bereiten. Denn in diesem Falle ist sie wohl auch nicht berechtigt.
3) Versetzen sie sich in Ihren Kritiker
Versuchen Sie, auch die Sichtweise des Kritikers zu verstehen und machen Sie auch deutlich, dass Sie seine Meinung respektieren. Damit entspannen Sie die Situation und signalisieren Kooperationsbereitschaft. Das heißt aber nicht, dass Sie mit der Kritik einverstanden sein müssen. Man kann es ja auch anders sehen. Schließlich hat jede Sache immer mindestens zwei Seiten.
4) Nehmen Sie Kritik auf
Wenn Vorgesetzte oder Kollegen Kritik üben, dann kann man sie entweder strikt ablehnen oder aber in positiver Weise aufnehmen. Die zweite Verhaltensweise ist die richtige Art, auf Kritik zu reagieren. Das Thematisieren von suboptimalem Arbeiten hat ja nicht zum Ziel, den Empfänger zu verunsichern, sondern soll ihm helfen, bessere Arbeit zu leisten. Man sollte also Kritik nie als persönlichen Angriff verstehen, sondern vielmehr als Hilfestellung, um die eigene Leistung zu verbessern.
5) Kritik bewerten
Wird Kritik an der eigenen Arbeit geübt, so ist es wichtig, sie zu hören und für sich selbst zu bewerten. Ist sie berechtigt, sollte man sich nicht herausreden, sondern sein Fehlverhalten zugeben, sich entschuldigen und für sich Wege finden, damit es in Zukunft besser klappt. Es kann aber durchaus sein, dass die Kritik unberechtigt ist und man einen guten Grund für ein bestimmtes Verhalten oder eine spezielle Arbeitsweise hat. Die eigene Sicht der Dinge sollte man im Gespräch deutlich darlegen und unberechtigte Kritik gegebenenfalls auch zurückweisen.
6) Feedback einholen
Konstruktives Feedback kann dazu beitragen, die eigene Arbeit zu optimieren und so bessere Ergebnisse zu erzielen. Es dient also dazu, die eigene Arbeit kritisch zu beleuchten und gegebenenfalls zu verändern. Deshalb sollte man selbst seine Kollegen und Mitarbeiter auffordern, ein Feedback zu geben. Das zeugt nicht nur von Offenheit gegenüber anderen Meinungen, sondern zeigt auch, dass man selbst mit Kritik umgehen kann und will.
7) Überprüfen Sie Ihr Selbstbild
Im Zuge einer Kritik macht es auch immer Sinn Ihr Selbstbild zu überprüfen und unter die Lupe zu nehmen. Wenn wir uns unserer Fähigkeiten und Werte nicht bewusst sind, können wir schließlich auch nicht von uns überzeugt sein. Seien Sie also auch immer ein wenig zu sich selbst kritisch. Denn wer sich mit den eigenen Leistungen kritisch auseinandersetzen kann, dem fällt es auch leichter, mit Kritik von Seiten anderer Personen umzugehen.
Zu guter Letzt sei noch gesagt, dass Sie sich in diesem Kontext auch immer vor Augen führen sollten, dass es bei Kritik immer um Dinge geht, die schon geschehen sind und sich nicht mehr ändern lassen. Als Empfänger der Kritik sollte man diese also stets auf die Zukunft beziehen und nicht auf Fehlern der Vergangenheit herumreiten. Schließlich geht es nicht darum, Geschehenes wieder gut zu machen, sondern den Grund der Kritik zu vermeiden. Nutzen Sie also Kritik um zu lernen und um in Zukunft effizienter und besser zu arbeiten.
Diese Einstellung und Ansichten führen auf jeden Fall auf Dauer zu einer souveränen und gelassenen Reaktion. Und keine Sorge, wenn Sie beim ersten Mal nicht so reagieren, wie Sie möchten. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.